Russland_im_Zangengriff
Während die Weltöffentlichkeit die großen politischen Konflikte der Zukunft vor allem im pazifischen Raum und in China sieht, liegt für Peter Scholl-Latour das Schlachtfeld der Zukunft in Russland. Russland befindet sich in einem Zangengriff zwischen Ost und West, zwischen dem Vordringen der Amerikaner im Westen und dem aufsteigenden Giganten China im Osten.
Peter Scholl-Latour untersucht die existenziellen Probleme Russlands. In Kazan, der Hauptstadt der autonomen Republik Tatarstan, hat zwar kein blutiger Aufstand stattgefunden wie im kaukasischen Tschetschenien. Aber die Tataren haben eine Teil-Souveränität erreicht und bemühen sich um eine kraftvolle Wiedergeburt der islamischen Bevölkerung Russlands, die immerhin 20 Millionen Menschen umfasst.
Auch in Kazan ist ein Verteilungsstreit um Erdöl und Erdgas entbrannt. Ganz im Osten ist die entvölkerte russische Fernost-Provinz dem demographischen und ökonomischen Zugriff Chinas beinahe hilflos ausgeliefert. Das ist besonders in dem ehemaligen Gulag-Zentrum Magadan zu spüren, aber auch im Kriegshafen Vladivostok.
Peking ist klug genug, sich im Hinblick auf die unvermeidliche Konfrontation mit Amerika nicht in einen Zwei-Fronten-Konflikt einzulassen. Eine chinesische Einwanderungswelle auf russisches Territorium findet nicht statt. Die Zeit arbeitet für das Reich der Mitte. Das ist deutlich zu spüren in der ungeheuren Dynamik, die sich in der früheren Mandschurei und nahe jener früheren zaristischen Festung Port Arthur offenbart, wo 1905 mit der Niederlage Russlands das Ende der europäischen Weltherrschaft eingeleitet wurde.
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